Datum / Ort I
07 November 2015 Gare du Nord, BaselDatum / Ort II
08 November 2015 Gare du Nord, BaselSerie
PhoenixTitel
2015_Neue Wiener SchuleProgramm
Arnold Schönberg (1874–1951) «Kammersymphonie» op. 9 (1906), Bearbeitung von Anton Webern für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier (1922/23), revidiert von Jürg Henneberger (2002/2014) – 22' Anton Webern (1883–1945) «Konzert» op. 24 für neun Instrumente (1934) – 7' Alban Berg (1885–1935) «Kammerkonzert» (1924/25), Bearbeitung für Violine, zwei Klaviere, Flöte/Piccolo, Klarinette/Bassklarinette, Horn und Posaune von Alban Berg (Adagio) und Jürg Henneberger (1990/2015) – 39'Musiker:innen
- Jürg Henneberger
- Musikalische Leitung, Klavier
- Christoph Bösch
- Flöte, Piccolo
- Pilar Fontalba
- Oboe
- Toshiko Sakakibara
- Klarinette, Bassklarinette
- Jean-François Taillard
- Horn
- Johannes Mielke
- Trompete
- Kevin Austin
- Posaune
- Kirill Zvegintsov
- Klavier
- Friedemann Treiber
- Violine
- Caterina Comas
- Viola
- Beat Schneider
- Violoncello
Programmbeschrieb
Zwei gewichtige Kammerwerke der «Neuen Wiener Schule» stellt das Eröffnungskonzert der Saison 2015/16 vor und gegenüber: Arnold Schönbergs «Kammersymphonie» op. 9 (1906) und Alban Bergs «Kammerkonzert» (1924/25). Schönbergs «Kammersymphonie» ist mit der ersten Fassung für 15 Instrumente, die er 1906 fertigstellt, keineswegs beendet. Er ringt jahrzehntelang immer wieder um die richtige Besetzung, die richtige «Grösse» dieser Symphonie, er reagiert aber teilweise auch auf die bekanntlich nicht nur enthusiastische Aufnahme des Stückes durch das Wiener Konzertpublikum. Für Bearbeitungen bietet sich diese Symphonie in einem einzigen Satz an; auch Anton Webern hat sich daran gewagt und eine Fassung für fünf Instrumente (der gleichen Instrumentation wie in Schönbergs «Pierrot Lunaire») erstellt, die im Konzert in einer von Jürg Henneberger revidierten Version erklingt. In Schönbergs Augen war die «Kammersymphonie Nr. 1», die ja auch noch den tonalen Untertitel in E-Dur besitzt, ein eigentliches Wendewerk. Er erhoffte, dass ein «Weg aus den verwirrenden Problemen gewiesen wäre, in die wir jungen Komponisten durch die harmonischen, formalen, orchestralen und emotionalen Neuerungen Richard Wagners verstrickt waren». Die Probleme mit der ersten sowie der gleich darauf begonnenen «Kammersymphonie Nr. 2», mit der Schönberg gänzlich stecken blieb, zeigt, dass dieser Ausweg doch nicht so mühelos zu beschreiten war.
Albans Bergs «Kammerkonzert» (1924/25) wird etwas zu häufig reduziert auf seinen Charakter als Widmungswerk zu Schönbergs fünfzigstem Geburtstag 1924. Er habe «seine Brillanz zeigen wollen», braucht man dann nur noch von Berg zu lesen, um in dem Werk einen falschen, über-ambitionierten Gestus zu vermuten. Und man würde der wundervollen und vollen Musik Unrecht tun, deren Komplexität unbestritten dicht und tief ist – Adorno nannte sie «eine Art von Unersättlichkeit». Von knapp doppelter Dauer im Vergleich zu Schönbergs «Kammersymphonie», hat Bergs Werk die Anlage eines Doppel-Konzertes für Klavier und Violine. Die formalen Details, mit denen Berg auf seine Freundschaften mit Webern und Schönberg hinweist, sind zahlreich und in jedem entsprechenden CD-Booklet nachzulesen. Wesentlicher ist auch für Berg selbst das «verborgene» Programm, das in einem Synthese-Schritt der drei Sätze – «Freundschaft, Liebe, Welt» hatte Berg ursprünglich skizziert – und der zwei Solo-Instrumente resultiert. In der hier gespielten Einrichtung von Alban Berg und Jürg Henneberger wird ein Teil der ursprünglich 13 Blasinstrumente durch ein zweites Klavier ersetzt.
Als Bindeglied dieser beiden «Hauptwerke» erklingt Anton Weberns «Konzert» (1934) für neun Instrumente. Im Gegensatz zu Bergs «Kammerkonzert» gibt es hier kein Soloinstrument. Weberns Konzert ist vielmehr ein Dialog zwischen neun Instrumenten, die alle sowohl solistische als auch kammermusikalische Aufgaben übernehmen.