Trabant 2018/19 verlief in der äusseren, organisatorischen Form nach dem Muster der 2016 modifierten, zweiten Trabant-Edition, da sich diese in jeder Hinsicht bewährt hatte. Zusätzlich zu den 8 Kandidat:innen vergaben wir diesmal eine „wild card“ an die (sehr) junge und talentierte Komponistin Joey Tan, auf die wir auf unserer Reise nach Singapur im vergangenen Herbst aufmerksam geworden waren. Joey nahm als vollwertiges Mitgleid der Gruppe teil, jedoch fremdfinanziert und somit auch nicht das anliegende Budget belastend.

In einem ersten Modul im November 2018 war Raum für instrumentenspezifische Fragen, angefangen von kleinen Besetzungen bis hin zu Balance-Fragen in der vollen Besetzung. Unsere beteiligten Kernmitglieder konnten ihre Erfahrung und ihr Know-how und Auskünfte über relevante Fachliteratur direkt an die gemeinsam als „Klasse“ anwesenden Komponist:innen weitergeben, was auf sehr fruchtbaren Boden fiel.

In einem zweiten Modul – angesetzt im Januar 2019 – reisten die Komponist:innen teils mit Skizzen, teils mit bereits ausgewachsenen Kompositionen im Gepäck an, die durch grössere Register und anschliessend durch das vollständige Ensemble ausprobiert und erprobt wurden. Feedbacks durch den ab diesem Zeitpunkt anwesenden Detlev Müller-Siemens, durch Jürg Henneberger wie durch Ensemble-Mitglieder führten zu einer vertieften, intensiven Auseinandersetzung mit den Kompositions-Skizzen. Erik Oña musste sich aufgrund seiner schweren Krankheit ganz aus dem Projekt zurückziehen, und wir konnten ihn durch Detlev Müller-Siemens ersetzen, mit dem wir bereits in der Edition 2016/17 in gleicher Funktion erfolgreich zusammengearbeitet hatten.

Für das dritte Modul (Juni 2019) lieferten alle Komponist:innen ein fertiges Stück in Partitur und Stimmenmaterial (digital und auf Papier), dem 8 der 9 Komponist:innen auch nachkamen (die Koreanerin Ji Hyon Yoon blieb dem letzten Modul aus familiären Gründen fern). In einer fast zu dichten Probephase probte das vollbesetzte Ensemble die acht teils umfangreichen Kompositionen, wieder mit ständiger Anwesenheit aller Komponist:innen und Detlev Müller-Siemens. Am Samstag, 8. Juni 2019 wurden alle Kompositionen in einem bewusst internen Konzert uraufgeführt und gleichzeitig aufgenommen.

Aus den  Kandidat:innen werden zwei als Preisträger:innen für das im Januar 2020 geplante Konzert im Zusammenhang mit Witlod Lutosławski’s „Chain I“ ausgewählt.

Im Jahr 2020/21 führe das EPhB zum vierten Mal seinen dreiteiligen Trabant-Workshop durch, der zum ersten Mal 2014/15 erfolgreich stattgefunden hatte.

In einem international ausgeschriebenen Kompositions-Aufruf wurden 8 Nachwuchs-Komponist:innen gesucht. Die Zusammenarbeit gliederte sich in drei Module mit Workshop-Charakter. Für ein viertes Modul wurden zwei der Teilnehmer:innen ausgewählt, die dann innerhalb der Folge-Saison des Ensemble Phoenix Basel von diesem einen regulären Kompositionsauftrag für ein Werk erhielten, das auf ein programmiertes Zentralwerk eines „Klassikers der Moderne“ Bezug nehmen oder dieses kommentieren sollte. Im Jahr 2021 handelte es sich um Gérard Grisey’s „Vortex Temporum“.

 

EPhB führte in der Saison 2016/17 zum zweiten Mal einen biennalen internationalen Kompositions-Workshop durch. In drei vorbereitenden Modulen – diese unterstützt durch die Schweizer Kulturstiftung “Pro Helvetia” – bekommen junge Komponist(inn)en zu Beginn ihrer Karriere die Gelegenheit, mit uns als professionellem Spezia­listen­ensemble über den Zeitraum von 18 Monaten zu experimentieren.

Für das abschliessende vierte Modul – dann als integraler Teil unserer Reihe – erhalten zwei ausgewählte Absolvent(inn)en der Vorbereitungsphase den Auftrag, mit einem neuen Werk einen musikalischen “Kommentar” zu einem Zentralwerk des 20. oder 21. Jahrhunderts zu komponieren. Die neuen Werke sollen quasi als “Trabanten” diese Komposition “umkreisen”, d.h. Bezug darauf nehmen oder diese kontrastieren. 2017 werden sich die beiden Trabanten um das «Kammerkonzert», eines der Hauptwerke des ungarischen Komponisten György Ligeti drehen.

Die aus dem Iran stammende Elnaz Seyedi hat in Bremen bei Younghi Pagh-Paan, in Basel bei Caspar Johannes Walter und an der Folkwang Universität der Künste Essen bei Günter Steinke Komposition studiert. Mit ihrem Werk Detaillierter Blick beleuchtet und reflektiert sie verschiedene Stimmungszustände von Ligetis Meisterwerk, ohne dieses direkt zu zitieren.

Der aus der französischen Schweiz stammende Komponist und Saxophonist Kevin Juillerat studierte in Lausanne bei Pierre-Stéphane Meugé und in Basel bei Marcus Weiss Saxophon. Gleichzeitig studierte er in Genf bei Michael Jarrell und Luis Naon sowie in Basel bei Georg Friedrich Haas Komposition. Sein neues Werk TOMBEAU verwendet ganz konkret einzelne „Bausteine“ aus Ligetis Kammerkonzert, um sie in einen neuen Zusammenhang zu stellen und weiterzuentwickeln, bis sie kurz vor Schluss in ein kurzes wörtliches Zitat münden, das abrupt abbricht und zu einem offenen Ende führt.