Phœnix

Phœnix Trabant 2022/2023

Abschlusskonzert des Kompositions-Wettbewerbs «Phœnix Trabant 2022/2023»


Edgard Varèse hat mit «Octandre» ein epochemachendes Werk für eine grosse Kammermusikbesetzung geschrieben und zugleich eine neue Gattung gegründet: Vier Holz- und drei Blechbläser werden durch einen Kontrabass zum Oktett ergänzt – mit gänzlichem Verzicht auf Tasteninstrumente, Schlagzeug und hohe Streicher. In unserem Nachwuchsförderungs-Wettbewerb «Trabant» haben wir die Aufgabe gestellt, ein neues Werk in dieser Besetzung zu komponieren, das in irgendeiner Weise Bezug auf «Octandre» nimmt und dieses Werk wie ein Trabant umkreist. Die drei Preisträger:innen werden als Abschluss dieses Workshops mit dem Ensemble Phoenix Basel und Detlev Müller-Siemens (im Oktober mit Johannes Schöllhorn für den erkrankten Detlev Müller-Siemens) als Kompositionscoach ihre neuen «Trabant»-Kompositionen zusammen mit «Octandre» von Edgard Varèse präsentieren.

Das Werk «Monolith» des deutschen Komponisten Thomas Bruttger wurde 1991 vom «Ensemble Aventure» (Freiburg i. Br.) in Auftrag gegeben.


Programm

Edgard Varèse (1883–1965) «Octandre» für 8 Instrumente (1923) – 8’ Thomas Bruttger (*1954) «Monolith» für 8 Instrumente (1991) – 9’ Asia Ahmetjanova (*1992) «Ich möchte aufhören zu singen» für Piccolo und 7 Instrumente (2023, UA, Auftrag EPhB) – 10’ Francesca Gaza (*1995) «ruhe zur lautesten stunde» für 8 Instrumente (2023, UA, Auftrag EPhB) – 12’ Tze Yeung Ho (*1992) «hortensia» für 8 Instrumente (2023, UA, Auftrag EPhB) – 20’
Jürg Henneberger
Musikalische Leitung
Christoph Bösch
Flöte, Piccolo, Bassflöte
Antje Thierbach
Oboe, Bariton-Oboe
Toshiko Sakakibara
Klarinette, Es-Klarinette, Bassklarinette
Lucas Rößner
Fagott, Kontraforte
Aurélien Tschopp
Horn
Nenad Marković
Trompete
Michael Büttler
Posaune, Bassposaune
Aleksander Gabryś
Kontrabass
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Russlands andere Stimmen

Unsere Antwort auf den globalen Boykott Russischer Künstler:innen in pazifistischer Geisteshaltung. Diese «anderen» Stimmen aus Russland müssen und sollen gehört werden, denn sie haben Bedeutendes zu sagen, ob älter oder jung.

Die Komponistin Galina Ustvolskaïa war einst Lieblingsschülerin Dmitri Schostakowitschs und lebte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis zu ihrem Tod zurückgezogen in Sibirien. Ihre Werke wurden bis 1968 kaum gespielt. Erst ab den 1990er Jahren erreichte sie im Ausland einen gewissen Bekanntheitsgrad.

Alexander Khubeev vertont und bebildert mit multimedialen Mitteln das Gedicht «Don’t leave the room» (1970) des 1972 aus der Sowjetunion ausgebürgerten russischen Dichters Joseph Brodsky. Diese dichterische Warnung vor der Bedrohung durch die Aussenwelt erhält nach den gegenwärtigen «Corona»-Erfahrungen prophetische Bedeutung.

Die russische Komponistin Marina Khorkova lebt und arbeitet in Berlin. In ihrem Werk «collision» kollidieren extreme Register, zerbrechliche und brutale Klanggesten, Statik und unvermittelte Ereignishaftigkeit in zahlreichen kontrastiven Klangfeldern miteinander. Es wurde 2015 vom Ensemble «ascolta» in Stuttgart uraufgeführt.

Der jüngste Komponist dieses Konzerts ist der aus St. Petersburg stammende Daniil Posazhennikov, der zurzeit in Zürich Musiktheaterregie studiert.


Programm

Marina Khorkova (*1981) «collision» für 7 Instrumente (2015) – 26’ Alexander Khubeev (*1986) «Don’t leave the room» (auf einen Text von Joseph Brodsky) für Gebärdensprache-Performer, Ensemble und Live-Video (2020) – 14’ Daniil Posazhennikov (*1994) Neues Werk für Ensemble (2023/24, UA, Auftrag EPhB) – 15’ Galina Ustvolskaïa (1919–2006) Symphonie Nr. 5 «Amen» für Sprecher und 5 Instrumente (1989/90) – 13’
Daniel Stalder
Performer
Kirill Zvegintsov
Sprecher
Miro Widmer («mirofilm»)
Film
Jürg Henneberger
Musikalische Leitung
Christoph Bösch
Flöte
N.N.
Oboe
Toshiko Sakakibara
Klarinette
Nenad Marković
Trompete
Antonio Jiménez-Marín
Posaune
Janne Jakobsson
Tuba
Maurizio Grandinetti
E-Gitarre
Daniel Stalder
Schlagzeug
João Pacheco
Schlagzeug
Kirill Zvegintsov
Klavier, Keyboard
Friedemann Treiber
Violine
Stéphanie Meyer
Violoncello
Aleksander Gabryś
Kontrabass
N.N.
Elektronik
Mario Henkel
Video-Engineer
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Kon-text

William Waltons und Edith Sitwells einst so provozierendes Werk mit Graham Valentine als Sprecher zu programmieren ist uns in verschiedener Weise eine Lust! Die englische Dichterin Edith Sitwell wurde nicht nur durch ihre Gedichte, sondern auch durch ihren exzentrischen Lebensstil und ihre kompromisslos unangepassten Ansichten zur Ikone der lesbisch-schwulen Bewegung und provozierte bereits in den frühen 1920-er Jahren mit ihrem Auftreten so manchen Skandal. Bei der Uraufführung von «Façade» sprach sie ihre surrealistischen Verse unsichtbar hinter einer bemalten Leinwand, in der ein Loch für ein riesiges Megaphon ausgespart war.

In Kombination mit den Aufträgen an die beiden jungen Komponistinnen Asia Ahmetjanova aus Lettland und Charlotte Torres aus Frankreich, beide in der Schweiz lebend, ist garantiert für aktuellen künstlerischen Zündstoff gesorgt.


Programm

Asia Ahmetjanova (*1992) «Fledermäuse und Ikonen»  für Ensemble (2024, UA, Auftrag EPhB) – 15’ Charlotte Torres (*1979) «Ton tonton tond ton thon et d’autres tons»  für Ensemble (2024, UA, Auftrag EPhB) – 20’ William Walton (1902–1983) «Façade – an Entertainment»  nach Gedichten von Edith Sitwell (1887–1964) für Sprecher:in und Ensemble (1922) – 38’
Graham Valentine
Sprecher
Jürg Henneberger
Musikalische Leitung
Christoph Bösch
Flöte, Piccolo
Toshiko Sakakibara
Klarinetten, Bassklarinette
Raphael Camenisch
Altsaxophon
Nenad Marković
Trompete
Michael Büttler
Posaune
João Pacheco
Schlagzeug
Kirill Zvegintsov
Klavier
Friedemann Treiber
Violine
Martin Jaggi
Violoncello
Aleksander Gabryś
Kontrabass
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Noriko Hisada Portrait

Die japanische Komponistin Noriko Hisada ist eine ganz aussergewöhnliche Stimme Japans, deren Musik zu Unrecht viel zu selten aufgeführt wird. Das «ensemble für neue musik zürich» setzt sich seit über 30 Jahren für die Musik dieser damals in Europa noch unbekannten Komponistin ein und hat 1991 ihr Quintett «Prognostication» in Boswil mit Jürg Henneberger am Klavier uraufgeführt. EPhB präsentiert dieses Werk nun zusammen mit dem 25 Jahre später entstandenen siebenteiligen Ensemblestück «Led by the Yellow Bricks», das von Lyman Frank Baums Kinderbuch «The Wizard of Oz» inspiriert ist.


Programm

Noriko Hisada (*1963) «Prognostication» für 5 Instrumente (1990) – 15’ Noriko Hisada (*1963) «Led by the Yellow Bricks» für Klavier und 5 Instrumente (2015) – 55’
Jürg Henneberger
Klavier Solo
Sebastian Gottschick
Musikalische Leitung
Christoph Bösch
Flöte, Piccolo
Toshiko Sakakibara
Klarinette
Daniel Stalder
Schlagzeug
Jürg Henneberger
Klavier, Celesta
Friedemann Treiber
Violine
David Sontòn Caflisch
Violine
Martin Jaggi
Violoncello
Daniel Sailer
Kontrabass
Blanko

Blanko 2024

EPhB lädt einmal pro Jahr Experimental-Musiker mit eher nicht-akademischem Background zu einer Zusammenarbeit ein. Diese Künstler:innen stammen aus Bereichen wie Noise, Free Improvisation, Sound Art usw. Die junge Schlagzeugerin und Improvisatorin Camille Emaille und der Zürcher Komponist, Klangkünstler, Theatermusiker und Improvisator Thomas Peter werden je eine Konzert-Hälfte konzipieren und kuratieren. Das Ensemble setzt in dem Fall nicht «nur» einen Notentext um, sondern beteiligt sich in direkter Weise an der Komposition.


Programm

Camille Emaille (*1993) Neues Werk (2024, UA, Auftrag EPhB) – 30’ Thomas Peter (*1971) Neues Werk (2024, UA, Auftrag EPhB) – 30’
Christoph Bösch
Künstlerische Leitung