Maldonado / Trümpy: «FENIX»
Javier Torres Maldonado zu «FENIX»
„Diese Komposition ist das Ergebnis meiner Zusammenarbeit mit den aussergewöhnlichen Musker:innen des Ensembles, die dieses Werk uraufführen werden, dem Ensemble Phoenix Basel.
Die Entstehung meines Werkes ist auf der Basis einiger Ideen entstanden, die mein Schaffen aktuell prägen. Insbesondere verfolge ich die Absicht, eine Verbindung zwischen realen Klangkörpern und -objekten und deren Manipulation durch künstlerische Erfindungsprozess herzustellen, von denen verschiedene Transformationen abhängen. Das Ergebnis davon könnte mit „imaginären chemischen Reaktionen“ verglichen werden. Diese Reaktionen führen zu kontrastierenden musikalischen Elementen, die sich bei aller willkürlichen und expressiven Verformung dennoch klar wahrnehmbar Rückschlüsse auf das ursprüngliche Klangobjekt offen lassen.
Zum Titel kann ich sagen, dass die Verbindung zwischen dem Basismaterial und der formalen Einheit durch den Prozess der Distanzierung geschieht (ein Spiel mit echter Perspektive), dem die ursprünglichen Objekte ausgesetzt sind.
Am Ende jedes Tranformationsprozesses kehren die Materialien in einem anderen Licht zurück, gleich einem Phoenix, der seiner Asche entsteigt.
«Fénix» (naturaleza visible) ist in drei kontrastierende Sätze unterteilt.
…“
Balz Trümpy zum « Kammerkonzert»
Das lateinische Wort concertare hat im Italienischen zu seiner ursprünglichen Bedeutung des „Wetteiferns“ zusätzlich die Bezeichnung für «zusammenwirken, verabreden» angenommen. In beiden Bedeutungen drückt es den Kern der abendländischen Musizierpraxis aus. Das Prinzip wirkt in einer zweistimmigen Invention ebenso wie im grossen Solokonzert. Mein Kammerkonzert, welches ich im Auftrag des Ensemble Phoenix Basel geschrieben habe, geht in Form und Inhalt von diesen Aspekten aus. Solisten und Gruppen wechseln sich konzertierend ab und wirken wieder im Ensemble zusammen. Dabei gehe ich von den Instrumentalgruppen Holzbläser, Blechbläser, Schlagzeug, Klavier und Streicher aus.
Das inhaltliche Zusammenwirken wiederum schlägt sich nieder in der Harmonik einer chromatischen Modalität, wie sie seit vielen Jahren meine Musik prägt. Dabei geht es mir in erster Linie darum, mit nicht-tonalen Mitteln im Kleinen und Grossen einen harmonischen Zusammenhang zu stiften. Der Ablauf des Stücks kann als wellenförmig beschrieben werden, indem sich vielfältige Grade von Steigerung mit Entspannungsmomenten abwechseln. Auch in dieser Hinsicht verfolge ich die Absicht, einen in sich stimmigen und organischen Ablauf zu kreieren. Das bedeutet aber nicht, dass die Teile immer durch Übergänge miteinander verbunden sind: Auch ein abrupter Wechsel kann im höheren Sinne organisch sein. Ich orientiere mich demgemäss weniger an den Stilrichtungen der vergangenen fünfzig Jahren. Vorbild ist mir in erster Linie Schumann, zu dem ich auch als Pianist eine grosse Nähe spüre; aber auch Bartók hat einen grossen Einfluss auf meine Musik. Das betrifft vor allem die erwähnte chromatische Harmonik sowie die Form und weniger den musikalischen Inhalt und Ausdruck.
Nuglar, im Januar 2022
Seite A
Xavier Torres Maldonado: «Fénix» (naturaleza visible), Doppelkonzert für zwei Gitarren und Ensemble (2019-2020)
Seite B
Balz Trümpy: «Kammerkonzert» für ein Instrumental-Ensemble
Solo -Gitarren: Pablo Márquez, Maurizio Grandinetti
Ensemble Phoenix Basel
Christoph Bösch: Flöte / Altflöte, Antje Thierbach: Oboe / Englischhorn, Toshiko Sakakibara: Klarinette / Bassklarinette, Simon Kissling: Horn, Simon Lilly: Trompete, Michael Büttler: Posaune, Daniel Stalder: Percussion, Ludovic Van Hellemont: Klavier, Friedemann Treiber: Violine, Alessandro d’Amico: Viola, Stéphanie Meyer: Cello, Aleksander Gabryś: Kontrabass
Aufnahme: Lars Dölle, Moritz Wetter, Swiss Radio SRF
Edit: Christoph Bösch, Maurizio Grandinetti
Mixing und Mastering: Alex Buess
Aufnahme: 6. und 7. Februar 2021 in der Gare du Nord, Basel
Front Cover: Werk von Corsin Fontana, «Ohne Titel», 2000, Wachsstift auf Papier, 66 cm x 51 cm (mit freundlicher Genehmigung der Tony Wuethrich Galerie, Basel)
Back Cover: Werk von Corsin Fontana, «Ohne Titel», 1999, Wachsstift auf Papier, 66 cm x 51 cm, (mit freundlicher Genehmigung des Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen)
Gestaltung: 9•6 Andreas Kreienbühl, Basel
Vinyl Cut: Centraldubs, Adrian Flück, Centraldubs, Bern
Herstellung: Handle with Care, Berlin
© United Phoenix Records 2023 | # UPhRec 36