Datum / Ort I

13 Mai 2023 Gare du Nord, Basel

Datum / Ort II

14 Mai 2023 Gare du Nord, Basel

Serie

Phoenix

Titel

Musik als Protest?

Programm

Frederic Rzewski (1938–2021) «Coming Together» für Sprecher und Ensemble (1971) – 20’ Samir Odeh-Tamimi (*1970) «Alif» für Alt und Ensemble (2014) – 16’ Mathias Spahlinger (*1944) «Verlorener Weg I & II» für Ensemble (1999/2000) – 36’

Musiker:innen

Sylvia Nopper
Alt
Lucas Rößner
Sprecher
Jürg Henneberger
Musikalische Leitung
Christoph Bösch
Flöte, Piccolo, Altflöte
Antje Thierbach
Oboe, Englischhorn
Toshiko Sakakibara
Klarinette, Bassklarinette
Amit Dubester
Altsaxophon, Baritonsaxophon
Daniel Beez
Trompete
Michael Büttler
Posaune
Maurizio Grandinetti
E-Gitarre
Consuelo Giulianelli
Harfe
João Pacheco
Schlagzeug
Ludovic Van Hellemont
Klavier
Friedemann Treiber
Violine
Daniel Hauptmann
Violine
Alessandro D’Amico
Viola
Martin Jaggi
Violoncello
Aleksander Gabryś
Kontrabass

Programm­beschrieb

Im September 1971 revoltierten die Insassen des Gefängnisses Attica im Norden des US-Bundesstaates New York gegen die Haftbedingungen und nahmen einige Gefängniswärter als Geiseln. Auf Befehl des Gouverneurs stürmte anschliessend die Nationalgarde das Gefängnis, wobei 32 Menschen ums Leben kamen. Darunter Sam Melville, ein Bombenattentäter, der im Frühjahr 1971 einen Brief an seinen Bruder geschrieben hatte, der in einer Zeitschrift veröffentlicht wurde. Zurück nach einer längeren Italienreise, las der amerikanische Komponist und Pianist Frederic Rzewski den Brief in der Zeitschrift und war ergriffen von der poetischen Qualität und der beschriebenen Erfahrung von Zeit. Daraus entstand «Coming Together», ein Stück für variables Ensemble und einen Sprecher. Eine Komposition, die zum Paradebeispiel für die Musik des Widerstands geworden ist; konsequent durchkonstruiert und mit einer genau kalkulierten Schlusssteigerung.

Der palästinensische Komponist Samir Odeh-Tamimi hat eine ganz eigene Musiksprache entwickelt. Gespiesen von westeuropäischer Avantgarde und arabischer Musikpraxis, strahlt sie eine besondere Kraft aus. Seine Begeisterung für die europäische Klassik und die Ästhetik der Neuen Musik führten ihn mit 22 Jahren nach Deutschland. Dort fand er auch wieder zurück zur Musikkultur seines Herkunftslandes. Seit 2016 ist Samir Odeh-Tamimi Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.

Wie unser dritter Gast Mathias Spahlinger, er allerdings bereits seit 1996. Der deutsche Komponist schafft äusserst konsequent und kompromisslos, vielseitig, konzeptuell und mit grosser Sorgfalt Werke zwischen ästhetischer Autonomie und politischem Bewusstsein. 2014 wurde ihm der Grosse Kunstpreis der Akademie der Künste verliehen, womit er die höchste Auszeichnung derselben für sein Lebenswerk erhielt.